Die Karakachani und ihre Hunde

Die Vorfahren des Karakachan Hundes bildeten sich bereits im dritten Jahrtausend vor Christus. Der moderne Karakachan gilt als Nachkomme der Hunde der alten Thraker, der ältesten Bewohner der Balkanhalbinsel. Seinen Namen verdankt diese Hunderasse den nomadischen Schafzüchtern – den Karakachani, die ihre vielen tausend Herden auf dem Territorium der Balkanhalbinsel weideten.

Aufgrund ihrer konservativen Zuchttraditionen gelang es ihnen, einige der ältesten Haustierrassen in Europa zu erhalten – das Karakachan-Schaf, das Karakachan-Pferd und natürlich den Karakachan-Hund. Die Karakachani als Nomaden, getrieben von ihren spezifischen Bedürfnissen an die Hunde, haben eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Hunde gespielt und viele spezielle Anforderungen herausgezüchtet.

Trotzdem sollte auch die Rolle von Generationen alter bulgarischer Familien ohne Viehzuchthintergrund und Bulgaren ausländischer Herkunft, die traditionell in der Schafzucht tätig waren und zur Erhaltung des authentischen Karakachan beigetragen haben, nicht unterschätzt werden. Viele dieser Halter haben ihre eigenen Zuchtlinien aufgebaut und weitergegeben – Namen, die bis heute bekannt sind.

Wer sich für das Volk der Karakachani interessiert, dem empfehle ich die Foto- und Videodokumentation „Where the souls rest“ von 2001 oder auch die Fotoserie des bulgarischen Fotografen Ivo Danchev.

Wie ging es weiter?

Der Karakachan wurde zwischen 1878 und 1912 außerdem von der bulgarischen Armee erfolgreich als Wachhund an den Grenzposten des Staates eingesetzt. Zeitweise war der Karakachan sogar aufgrund einer Reihe von Faktoren vom Aussterben bedroht. In den 1980er und 1990er Jahren begannen einige Züchter dann damit die verbliebenen Hunde aus ganz Bulgarien zusammen zu tragen, zu registrieren und den heutigen Bestand wieder aufzubauen.

Das heutige Erscheinungsbild des Karakachan zeigt gut aus welchen Anforderungen es einmal entstanden ist. So haben es die Hirten in der Vergangenheit vorgezogen die kräftigsten Welpen mit den größten Köpfen und Schnauzen zu behalten. Man glaubte, dass nur solche Hunde die notwendige Kraft entwickeln konnten, um Raubtieren bei der Bewachung von Nutztierherden widerstehen zu können. Auch kurze Ruten waren im Kampf mit Raubtieren von Vorteil, gab es so doch eine mögliche Verletzungsquelle weniger. Traditionell kupierten die Hirten den Hunden oft auch ein Ohr, weil sie glaubten, dass dies ihr Gehör verbesserte. Daran war dann auch das Geschlecht der Hunde zu erkennen, Rüden kupierte man das rechte Ohr, Hündinnen das linke. Dies wird heute aber nur noch selten praktiziert.

Auch bevorzugten Hirten stets Hunde mit einer kontrastierender Fellfärbung, die leicht vor jedem Hintergrund wahrnehmbar ist. Der Standort eines bunten Hundes konnte so vom Hirten gut festgestellt werden – sowohl vor dem Hintergrund der Herde als auch seiner Umgebung. Nachts fiel es dem Hirten schwer, einen grauen oder schwarzen Hund vom Wolf zu unterscheiden, um ihm bei einer möglichen Begegnung mit dem Raubtier zu helfen. Einfarbig weiße Hunde waren im Schnee schwer zu sehen und rotbraune Hunde verschmolzen im Herbst mit der Farbe der Blätter von Bäumen und Gräsern.

Mutig, stark und intelligent

Der Karakachan ist mutig, stark und intelligent. Er bewertet erst die Situation und entscheidet dann wie er angemessen der möglichen Gefahr entgegentreten kann. Natürlich gab es auch Fälle, in denen ein Hund die Situation nicht richtig einschätzte und Opfer eines Bären oder von Wölfen wurde. Auf diese Weise haben aber im Laufe der Zeit nur Exemplare überlebt, die mutig und stark genug waren, um Raubtierangriffen zu widerstehen, aber auch intelligent genug, um die Fähigkeiten ihres Gegners richtig beurteilen zu können. Der Mut und die Würde des Karakachan zusammen mit seiner unglaublichen Loyalität, machen diesen Hund zu einem unschätzbaren Freund und Helfer.

Warum ein Karakachan?

Der Gedanke, Herdenschutzhunde zu halten, reifte vor einigen Jahren, nachdem ich bei meiner Tierhaltung wiederholt und immer schwerwiegender mit Vandalismus, Diebstahl und Tiermisshandlungen konfrontiert wurde. Der Wolf war damals hier noch kein Thema. Ich rüstete also zuerst nach und nach alle Zäune auf und installierte sogar Videoüberwachung. Aber als auch das langfristig nicht den gewünschten Erfolg brachte, musste eine andere Lösung her.

Dementsprechend fing ich an, mich über Eigenschaften und Eigenheiten der einzelnen Rassen zu informieren und merkte, dass die Auswahl wohlüberlegt sein sollte. Die griffigeren Rassen, wie Ovtcharkas, Kangale, Mastiffs und Co. fielen aufgrund ihrer leider oft deutlich vorhandenen Menschenschärfe heraus. Bei mir herrscht außerhalb der Grundstücke reger Publikumsverkehr. Da sind Hunde fehl am Platz, die permanent jeden Spaziergänger am Zaun melden oder aggressiv angehen möchten. Die weißen Rassen wie Maremmanos und Pyrenäenberghunde werden oft als recht softe Hunde bezeichnet. Da es mir zu dem Zeitpunkt aber vornehmlich um die Abschreckung von menschlichen Eindringlingen ging, entschied ich mich deshalb auch gegen diese Rassen. Auf einer landwirtschaftlichen Messe kam ich dann über die Karakachanschafe zum Karakachan Hund.

Wichtig war mir ein gesundheitlich robuster, genügsamer Hund, der klar im Kopf ist und nicht auf nur Show, Größe und Masse sowie übermäßige Aggression gezüchtet wurde. Der auch in meinem stark von fremden Menschen frequentierten Umfeld seine Aufgabe gut macht und ernst nimmt, gleichzeitig aber entspannt und klar genug im Kopf ist, nicht permanent unter Strom zu stehen und sämtliche Passanten und Anwohner zu nerven. All diese Eigenschaften fand ich im Karakachan. Nach einiger Vorabrecherche im Internet machte ich mir dann vor Ort in Bulgarien ein Bild der Rasse und ihrer Arbeitsweise und war begeistert. So stand dann schlussendlich fest, dass es ein Karakachan werden sollte. Und auch nach vielen Jahren, die zwischenzeitlich vergangen sind, würde ich heute immer noch genauso entscheiden.

Beim Thema Wolf hat der Karakachan für mich auch noch einen weiteren Pluspunkt. Er stammt aus Gegenden wo große Beutegreifer wie Bär, Luchs, Wolf und Schakal niemals ausgestorben waren und wo nach wie vor große Nutztierherden durchs Land ziehen. Die Raubtierschärfe ist aus den Zuchtlinien deshalb nie verschwunden. Ein eindeutiger Vorteil gegenüber Hunden, die schon seit Generationen ohne wirklichen Arbeitshintergrund gezüchtet wurden.

Rassestandard (Englisch)

Name: Karakachan Dog

Origin: Bulgaria

Utilization: Used as a watch and a guard dog for livestock, houses and a companion for people. Classification FCI: Group 2 Pinscher and Schnauzer- Molossoid breeds- Swiss Mountain and Cattle Dogs and other breeds. Section 2.2 Molossoid breeds, Mountain type. Without working trial

General appearance: A massive dog. Harmoniously and proportionally built. It looks impressive and powerful. It’s powerfully muscled, with bones that are massive but not coarse. Extremely undemanding and easy to keep. Important proportions: The length of the body measures the same as the height at withers + X% – in male dogs X = 4-10% – in bitches X=6 – 15 % – the height at the elbow = 52-55% of the height at withers – the length of the muzzle = 43-45% of the length of the head

Behaviour/ temperament: proud, domineering, weary to strangers, brave and intelligent dog of tough, steady and independent character. It’s got a typical deep solid bark.

Head:

Cranial region: The skull is broad and massive; the upper profile is slightly rounded with a shallow furrow on the forehead; the occipital bone is slightly pronounced. The supercilliary arches are only slightly developed. The axes of the muzzle and the cranial region are parallel.

Stop: Visible but not emphasized. Facial region: Muzzle: Massive, widening at the base, shorter than the cranial part of the skull. Tapering very gradually from its set to the nose leather, ending flat.

Nose leather: Large and well-pigmented. Wide nostrils.

Lips: Thick and close-fitting. The upper lip covers the lower. Well-pigmented.

Jaws (teeth): Strong jaws. 42 teeth – 20 in the upper jaw and 22 in the lower jaw. Large and white teeth, well adapted to each other. Scissor bite or pincer bite.

Eyes: Small, deep and obliquely placed in the skull, with the lateral angles higher than the medial ones. Dark or hazel brown depending on the colour of the coat. The rim of the eyelid is dark pigmented. Expression is grim, confident, intelligent and firm.

Ears: Rather small, low set, V-shaped, pendant, close-fitting to the skull.

Neck: Short and powerful. Well-connected with the body and head. Angled at approximately 30o to the upper line. No pendant folds apart from a slight dewlap along the ventral part of the neck.

Body: Upper line: Horizontal, straight. Withers: Well-pronounced, long and muscular.

Back: Straight, broad and well-muscled.

Loins: Of medium length, broad, well-muscled. Pronounced above the upper line.

Croup: Of medium length, broad and slightly sloping. Rounded and muscular.

Chest: Deep and broad but not barrel-shaped. Reaching deep at least to the points of elbow.

Under line and belly: The belly is muscular, taut and slightly tucked up.

Tail: Not very high set. It reaches to the hock joints but can also be short by birth. The coat on tail is long and rough. In repose it hangs low or the tip is curved. In movement or when the dog is alert, it is carried over the back in sabre form or curled.

Limbs:

Forequarters: Straight, parallel, massive.

Shoulders and upper arm: Long and broad. Tightly joined to the body, well-muscled. Angle between shoulder blade and shoulder bone is approximately 105o .

Elbow: Close-fitting to chest. Forearm: Long, with sturdy bone.

Carpus: Strong and broad.

Pastern: Slightly sloping. Broad and strong.

Front feet: Large, round, with taut, compact toes. Arched and well-haired. Elastic dark pads. Toenails are thick and strong, preferably dark-coloured.

Hindquarters: Parallel, powerful, with moderate angulation.

Thigh: Of medium length, broad, well-muscled. Lower thigh: Long, broad and muscular

Hock: Broad and taut. The tibial-tarsus angle is about 140o .

Hind pastern: Of medium length, massive, slightly obliquely set.

Hind feet: Longer than the front feet, with taut, compact toes. Often with single or double dewclaws. Good feathering between the toes.

Gait/movement: Long reaching. Preferred movement is the springy trot.

Skin: Thick, elastic and closely-fitting. No flabs apart from a slight dewlap along the lower (ventral) part of the neck. The nose leather and the visible mucus membranes should be black-pigmented and for red-white dogs should be brown.

Coat:

Quality of hair: In terms of hair length there are two types distinguished: longhaired – length of coat on the body should measure over 12 cm. shorthaired – length of coat on the body, neck and limbs measures up to 12 cm. Over the neck, withers, croup, at the back of legs, and on the tail the hair is long and rough. The topcoat is straight and stiff. Over the head and the front part of the legs the hair is short and closefitting. Heavy undercoat.

Colour of hair: Two or tricolour, with spots. Most desired are clearly defined dark spots on white or big white spots on dark.

Size:

Males: 63-75 cm.

Bitches: 60-69 cm.

Weight:

Males: 40-55 kg

Bitches: 30-45 kg

Faults: Any departure from the foregoing points should be considered a fault and the seriousness with which the fault should be regarded should be in exact proportion to its degree.

  • head insufficiently massive and broad
  • pointed muzzle
  • stop insufficiently pronounced or too prominent
  • occipital bone too protruded
  • eyes protruded or round
  • ears set high or not close-fitting to the head
  • lack of pigmentation
  • neck long or too short
  • prominent dewlap on the neck
  • narrow or shallow chest
  • soft back
  • rounded back
  • tail low set
  • crooked legs, O-shaped or X-shaped
  • pasterns too sloping or straight
  • hock angles sharp or straight
  • black mask

Eliminating faults

  • resemblance to other breeds: Caucasian Shepherd Dog, Central Asian Shepherd Dog Sharplaninets, Landseer, etc.
  • overshot
  • undershot, with gap between the incisors of more than 3 mm.
  • phlegmatic temperament
  • timid temperament
  • unreasonable aggressiveness
  • one-colored coat
  • straight tail
  • soft and/or curly hair
  • no undercoat

Male dogs should have two apparently normal testicles fully descended into the scrotum.